Der Landmaschinen Entwickler und Hersteller Wery


Der Zweibrücker Schlossermeister Christian Wery gründete 1863 in der Kaiserstraße eine Maschinenbau Werkstätte (GmbH) mit zwei Gesellen und einem Lehrling. Zunächst begann er mit der Produktion von einfachen Ackergeräten, womit er den Grundstein zur Landmaschinen-Industrie Zweibrückens legte.
Für die Feuerwehren im Landkreis wurden doppelarmige Feuerwehrspritzen hergestellt, des Weiteren sorgten kleine Schlosser- und Reparaturaufträge der zahlreichen Fabriken in der Stadt für volle Auftragsbücher, sodass Wery weitere Arbeitskräfte einstellen musste.
Anfangs der 1870er Jahre übernahm Christian Wery die Vertretung und den Vertrieb amerikanischer Erntemaschinen, wodurch er der erste Händler in dieser Region und einer der ersten in ganz Deutschland war, der Mähmaschinen führte. Um 1875 musste die zu klein gewordene Werkstätte erweitert werden, im Anschluss begann die Produktion einer von Wery entwickelten Dreschmaschine. Selbst die dazu gehörigen Göpelwerke (Antrieb) und Transmissionen (Riemengetriebe) konnten im eigenen Betrieb hergestellt werden. Im Jahre 1876 wurde eine Dampfmaschine aus den Zweibrücker Dinglerwerken in Betrieb genommen, die verschiedene Werkzeugmaschinen antrieb, wodurch die Fabrikation erhöht werden konnte.
Mit der Produktionsaufnahme von großen, stationären dampfbetriebenen Dreschanlagen aus eigener Entwicklung war es unbedingt notwendig, eine größere Betriebsstätte zu beziehen, da auf dem Firmengelände in der Kaiserstraße kaum noch Platz zur Verfügung stand. Die Dampfmaschinen, mit denen diese Dreschanlagen angetrieben wurden, produzierten die Dinglerwerke im Auftrag von Wery. 

Christian Wery erwarb 1884 das Firmengelände einer ehemaligen Zwirnerei und Achsenfabrik in der verlängerten Schillerstraße. Schon nach kurzer Zeit konnten in der neuen Werkstätte die bisherigen Erzeugnisse in noch höheren Stückzahlen gefertigt werden. 1895 wurde durch Christian Wery ein weiteres angrenzendes Gelände erworben und die Werksanlagen erweitert. Es wurde eine Graugießerei eingerichtet, kurze Zeit danach eine Tempergießerei. Nachdem der Um- und Neubau beendet worden war, begann die mittlerweile über 100 Arbeitskräfte zählende Belegschaft mit der Herstellung von Heurechen und Heuwendern. Um 1900 wurden von Wery weiterentwickelte Grasmäher, die mit verbessertem Kurbelgestänge und einem leistungsstärkeren Mähbalken ausgestattet waren, hergestellt. Diese neue Technik stellte alle bisher von anderen Herstellern gefertigte Grasmäher in den Schatten. Christian Wery lagerte 1901 die Abteilung Pflugbau nach Homburg/Saar aus, wo speziell für diesen Produktbereich die „Union GmbH“ gegründet wurde. Die Wery GmbH wurde 1904 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und die bisherige Produktpalette bis auf die Herstellung von Erntemaschinen eingestellt. Die von Wery entwickelten Getreidemäher waren in den Folgejahren marktführend, eine weitere von Wery patentierte Maschine war ein Getreidemähbinder.
Um 1910 belieferte Wery Kunden in der ganzen Welt und drängte die Amerikaner, die bis dahin den Weltmarkt im Landmaschinenbau beherrschten, ab, wodurch die Maschinenfabrik Christian Wery zu einem führenden Weltunternehmen wurde. 1912 beschäftigte er in seiner Maschinenfabrik rund 320 Arbeiter.
Während des Ersten Weltkrieges wurde, wie in fast allen Stahl- und Metall verarbeitenden Firmen Deutschlands, auf Kriegsgüter umgestellt, die Landmaschinenproduktion lief nur in geringen Stückzahlen weiter. 1916/17 entstand eine weitere Gießereianlage. Durch Umsatzeinbrüche während der Kriegszeit ging 1919 ein Teil der Wery Aktien an das Familienunternehmen Heinrich Lanz über.
1924 wurde im Bereich Mäherbau eine Fließbandfertigung aufgenommen und verschiedene Verbesserungen an den Mähmaschinen durchgeführt. Die immer schlechter werdende finanzielle Lage der Firma Wery konnte nicht mehr stabilisiert werden. Die Heinrich Lanz AG erwarb 1931 die restlichen Aktien des Landmaschinenherstellers und übernahm die Firma.
Nach 68 Jahren ging eine rühmliche Firmenära zu Ende, deren Entwicklungen im Mäh- und Dreschbereich dazu beitrugen, dass es heute Mähdrescher gibt.
Der übernommene Betrieb wurde „ Heinrich Lanz AG Mannheim - Werk Zweibrücken“ genannt, trotz der Übernahme und Namensänderung der Firma stand aus patentrechtlichen Gründen noch einige Jahre der Name Wery mit auf den Typenschildern der produzierten Maschinen.
Bereits vor der Übernahme kaufte die Wery AG ein Gelände entlang der Homburger Straße, das auch in den Besitz der Lanz AG überging. Auf diesem Gelände, welches problemlos an das Eisenbahnnetz angeschlossen werden konnte, entstanden neue Produktionsstätten, die 1935 bezogen wurden.
1956 wurde die Lanz AG durch die Firma John Deere übernommen, welche das gesamte Gelände entlang der Homburger Straße bis zur saarländischen Grenze kaufte und das bis heute bestehende Werk errichtete.

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Noch heute ist in der Kaiserstrasse der Firmenname zu lesen.

 

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Das Firmengelände in der Kaiserstrasse.

 

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Die Villa Wery in der Schillerstrasse.

Gegenüber wo sich heute die Stadtwerke befinden standen früher

die Wery Montagehallen die späterhin auch alter Lanz genannt wurden.